Nachtrag zum letzten Blogeintrag: Die neue Ausgabe des Monatsmagazins Burgenländerin mit dem Interview mit Jaqueline ist mittlerweile erhältlich! Auch diesen Artikel dürfen wir als PDF-Download veröffentlichen.
Charleston gefällt uns gut, trotzdem machen wir uns aber schon nach einer Woche wieder auf den Weg, schließlich wollen wir rechtzeitig zur Ankunft unserer nächsten Gäste in North Carolina sein! Meine Eltern Maria und Wolfgang haben topmotiviert einen Flug in die Weltstadt Wilmington, NC, gebucht, in Southport sollen sie zu uns an Bord kommen. Ein paar Tage auf dem Intracoastal Waterway, das müsste doch zu schaffen sein! Schon die ersten Meilen machen uns allerdings klar, dass es mit dem gemütlichen Hochseesegeln, wo ein Rundumblick alle 15 Minuten genügt, erstmal vorbei ist. Kurz nach der Abfahrt von Charleston bekommen wir zum ersten Mal ein bisschen Stress, wir müssen durch unsere allererste Intracoastal-Drehbrücke! Die öffnet nur zu jeder vollen Stunde, es ist schon zehn vor eins, und viereinhalb Knoten können sich seeeehr langsam anfühlen, wenn mans eilig hat… Es geht aber alles glatt, und schon bald motoren wir durch die Sumpflandschaft South Carolinas. Keine Stunde später sehen wir plötzlich, wie ein größeres Fischerboot, das mit uns durch die Brücke gegangen ist, umdreht. Im Vorbeifahren ruft der Skipper uns zu, das Wasser wäre zu seicht für ihn, und auch für uns sieht er schwarz: “You might not gonna make it!”. Wir wollen es aber wenigstens probieren, langsam tasten wir uns vorwärts. Das Echolot fällt und fällt, aber selbst bei 1,1 Meter schwimmt unser Boot noch, und wir schwindeln uns irgendwie über die Flachstelle drüber. Hier kann die SAILOR MOON ihre große Stärke ausspielen, für ein Kielboot hat sie extrem wenig Tiefgang, sie könnte eben fast durch ein feuchtes Weizenfeld fahren! Stolz sehen wir das topmoderne Fischerboot am Horizont verschwinden…
Der Intracoastal Waterway in South Carolina ist zwar für uns eine völlig neue Erfahrung, irgendwann beginnt sich aber die vorbeiziehende Landschaft zu wiederholen. Wir übernachten in einsamen Flussarmen, fahren mit dem Dinghy zwischen Schilfinseln spazieren oder ankern mitten im Wald. Andere Boote sind nur rund um die zahlreichen Feriensiedlungen unterwegs, dazwischen sind wir fast immer alleine. Durch das andauernde Motoren muss ständig einer von uns am Steuer sitzen, während der andere Willi zu unterhalten hat. Mehr als dreißig Seemeilen pro Tag schaffen wir daher nicht. Irgendwann passieren wir dann trotzdem die Grenze zu North Carolina, die flache Landschaft ändert sich aber erstmal wenig. In Georgetown, einer (für amerikanische Verhältnisse) relativ alten Hafenstadt, legen wir einen Pausentag ein. Im Hafenbecken begegnen wir einem kleinen Alligator, ansonsten wirkt die Stadt ziemlich verschlafen, die ganz neue Hafenpromenade wartet bislang vergebens auf Touristen. Die nächsten Tage ist dann wieder Kanal-Motoren angesagt, wir passieren Myrtle Beach, eine in ganz Amerika bekannte Ferien- und Partystadt an der Küste, mangels Ankermöglichkeit können wir leider keinen Stop einlegen. Dann erreichen wir Southport, genau einen Tag vor der Ankunft von Maria und Wolfgang, perfektes Timing also! Southport ist, wie uns jeder versichert, der Hotspot für die Feierlichkeiten zum vierten Juli, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag. Alle bereiten sich auf das Fest vor, im engen Hafenbecken wird der Ankerplatz knapp. In einer windigen Nacht finden sich dann unsere Nachbarn, ein schönes altes Boot aus Charleston, 20 Meter weiter hinten an einen Pfosten gedrückt wieder. Die Besatzung hatte unwahrscheinliches Glück, weder an ihrem Boot noch an den anderen Schiffen im Hafen ist irgendein Schaden entstanden. Auch das Schiff von Siggi und Gudrun, das dritte Boot im Hafen, bleibt nicht an seinem Platz. Die beiden wachen jedoch rechtzeitig auf und können neu ankern. Die SAILOR MOON hat sich zwar nicht von der Stelle gerührt, aber als sich am nächsten Tag noch mehr Boote eintrudeln, lichten wir den Anker und machen uns mit unseren Gästen auf den Weg Richtung Norden.
steigbügel…blublub
…und manchmal fällt das Wasser so schnell, dass die FIsche kurz in der Luft stehen!