Mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen Jaqueline und ich den 8. Jänner 2016, den Tag meiner Voraus-Abreise nach Brasilien näher rücken. Natürlich freuen wir uns beide, dass es bald zurück geht auf die SAILOR MOON und dass unsere Reise endlich weitergeht, aber die sieben Wochen, in denen ich das Boot in die Karibik bringe und Jaqueline und Willi daheim den Punkt auf der Karte mitverfolgen, werden wohl hart für uns drei. Aber gut, das wussten wir schon während der Planung, und eine andere Möglichkeit gibt es nicht, also kriegen wir das hin!
Willi ist mittlerweile mehr als zwei Monate alt, wächst fleißig weiter, fuchtelt immer noch fleißig mit seinen Händen in der Luft herum, aber langsam wirkt das alles ein bisschen koordinierter. Die Weihnachtsfeiertage haben wir abwechselnd in Mödling (bei meinen Eltern) und dem Burgenland (bei Jaquelines Eltern) verbracht, den Jahreswechsel verschlafen wir gekonnt.
Dann ist es soweit, mit Übergepäck für 175 Euro komme ich nach einer langen, aber problemlosen Anreise wohlbehalten in Brasilien auf der SAILOR MOON an. Das Boot hat die sechsmonatige Pause augenscheinlich super überstanden, nirgends gibt es besonders viel Rost, und auch innen finde ich weder irgendwelche Insekten noch Schimmel. Erschöpft schlafe ich mich erst mal aus, bevor ich mich daran mache, die paar anstehenden Arbeiten zu erledigen.
In Jacare hat sich augenscheinlich nicht viel verändert, ich fühle mich sofort wieder wohl. Tagsüber arbeiten am Boot, abends ein Steak bei Nicholas in der Marina, es ist, als wäre ich nie weggewesen. Im Jachtclub werde ich wieder herzlich willkommen geheißen, und auch sonst erinnern sich offensichtlich noch immer manche Leute an die schwangere Österreicherin und ihren Mann auf dem kleinen blauen Boot. Nach zehn Tagen borge ich mir mal wieder Brians alten Fiat aus und fahre die zwei Stunden nach Recife, um meine Crew abzuholen. Schmalzi und Resa hatten eine noch längere Anreise als ich und sind dementsprechend geschafft, bleiben aber bewunderswert ruhig, als meine anscheinend etwas eingerosteten Ortskenntnisse mich im Stich lassen und wir eine kleine Ehrenrunde durch einen nicht besonders einladenden Vorort von Recife drehen.
Nach ein paar Tagen sind die beiden aber bestens erholt und auch schon halbwegs an das tropische Klima gewöhnt, und nur zu gern zeige ich ihnen unsere Lieblings-Saftbar in Joao Pessoa, den Kofferraum-Nussverkäufer in Intermares, natürlich den Saxophonspieler mit seiner allabendlichen Bolero-Action und alle anderen Orte hier in der Gegend, die uns bei unserem ersten Aufenthalt ans Herz gewachsen sind. Die SAILOR MOON kommt natürlich auch nicht zu kurz, wir schließen die Funkgeräte an, räumen innen auf, schlagen die Segel an, reinigen den Wassertank, und und und. Als Brian ankündigt, einen neuen Trailer bauen zu wollen, sehen wir unseren Zeitplan schon auf den Kopf gestellt, aber nach zwei Tagen ist alles fertig, ein Kran hebt unser Boot auf das neue fahrbare Ding. Resa und Schmalzi pinseln noch 3,6 kg Antifouling drauf, und bei Niedrigwasser wird die SAILOR MOON zu Wasser gelassen. Die Flut kommt, aber das Boot will und will nicht aufschwimmen, der Trailer muss weiter in den Fluss. Brian versucht es zunächst erfolglos mit seinem Jeep, dann ruft er einen Bekannten an, der auch kurz darauf mit seinem Traktor um die Ecke biegt. Paolo, der Traktorfahrer, hat augenscheinlich nicht mehr mit einem Einsatz an diesem Abend gerechnet und sich ein paar Drinks genehmigt, trotzdem kann er den Trailer mit dem Boot am Traktor befestigen und schafft es, das Boot ein bisschen weiter in den Schlamm zu schieben – die Anhängerkupplung des Traktors bleibt zum Glück das einzige Opfer dieser Aktion. Geschafft denken wir, lösen die Leinen und starten den Motor. Die SAILOR MOON will aber noch nicht ins Wasser, trotz unterschiedlichster Leinenaction bekommen wir den Kiel nicht über die Hinterkante des Trailers drüber. Das Wasser beginnt wieder abzulaufen, und wir richten uns auf eine Nacht auf dem Trailer ein. Mit unangenehmer, aber zum Glück unbedenklicher Schräglage vergehen die nächsten 12 Stunden, bis Brian uns um 5 Uhr früh weckt. Wir probieren es nochmal, und tatsächlich, das Boot kommt frei und wir können im Fluss ankern. Vermutlich hat die SAILOR MOON durch ihr Gewicht den Trailer über Nacht tief genug in den Schlamm gedrückt.
Wir genießen die ersten Nächte vor Anker, ohne Moskitos und mit kühlendem Wind schlafen wir uns richtig aus. Zu lang ausruhen ist aber nicht drin, wir wollen bald los, deshalb mieten wir nochmal Brians Auto, klarieren zuerst ordnungsgemäß aus und kaufen dann vier Einkaufswägen voller Lebensmittel und Wasser. Drei Dinghifahrten sind notwendig, bis wir alles an Bord haben, aber Stunden später ist auch wirklich alles verstaut. Heute, am Samstag den 30. Januar 2016, wollen wir mit dem Morgen-Hochwasser gegen 7 Uhr los und uns auf den Weg Richtung Karibik machen. Wir werden uns sicher noch lange an unsere Zeit in Brasilien zurück erinnern, Jaqueline und ich und auch Resa und Schmalzi haben uns hier sehr wohl gefühlt. Die Aussicht, Jaqueline und Willi in Grenada endlich wiederzusehen, lässt mich aber natürlich jegliche Wehmut vergessen.
Wir rechnen mit zwischen 18 und 25 Tagen auf See, werden also wohl rechtzeitig zu Jaquelines Ankunft in Grenada sein. Zwischenstopps haben wir keine geplant, den nächsten Blogeintrag gibts dann schon aus der Karibik!
Juchuuu, ich habe seit Mischas Rückflug sehnlichst auf einen Blogeintrag gewartet 🙂 Toll, dass Sailor Moon eure Abwesenheit so gut vertragen hat. Ich wünsche euch dreien eine ganz tolle Überfahrt und dann eine fantastische, wiedervereinte Zeit auf Grenada mit Jaqueline und Willi! Herzliche Grüße von Cati auf den Bahamas
Echt Klasse wie ihr das durchzieht! Kommt gut in der Karibik an. 🙂
Gratulieren zur Überfahrt nach Grenada! Sind schon gespannt auf den Bericht!