Die Tage in La Coruña vergehen wie im Flug. Gemeinsam mit unserem Gast liegen wir am Strand, relaxen und lesen viel, und durchstreifen nebenbei die Stadt auf der Suche nach unserem speziellen Motoröl. Warum wir so viel Öl verbraucht haben, ist uns noch immer nicht ganz klar (möglicherweise haben wir den Motor auch einfach zu untertourig betrieben), jedenfalls brauchen wir dringend Nachschub. Nach einer kleinen Odyssee zwischen der Marina, dem Nautik-Shop von El Pombo (Klassiker!), seinem ehemaligen, vor der Geschäftsauflösung stehenden Konkurrenten zwei Häuser weiter und den Security-Damen am Hafengelände stehen wir dank einer unglaublich genauen, handskizzierten Karte in der Außenborderwerkstatt Speedway Nautica und erstehen endlich 8 Liter feinstes 10W40, normalerweise ein Vorrat für einige Jahre.
Um ein paar Minuten verpassen wir leider den Massensprint der La-Coruña-Etappe des bekanntesten spanischen Radrennens, der Vuelta, bekommen auch keine gratis-Vuelta-Shirts mehr und beschließen, La Coruña zu verlassen und die benachbarten Rias zu erforschen. Ein hartnäckiges Tief vor der portugiesischen Küste bringt starke Südwinde und erlaubt uns nicht, das Kap Finisterre zu runden und weiter nach Süden zu segeln, deshalb bleiben wir an der galizischen Nordküste und ankern in Rias vor Weltstädten wie Sada, Miño oder Laxe. Die Urlaubssaison dürfte in dieser Gegend schon vorbei sein, jedenfalls sind die wunderschönen Sandstrände fast leer. Wir pumpen das Dinghi auf und paddeln jeden Tag an Land, liegen im Sand und spazieren durch die kleinen Orte.
Das Wetter in Galizien ist, bedingt durch das Tief, extrem wechselhaft: Einmal scheint die Sonne und es hat 28 Grad, zwei Minuten später ist der Himmel bedeckt, es regnet in Strömen und ist deutlich kühler. Kurz darauf ist dann der Regen wieder vorbei und die Sonne kommt heraus. Nach ein paar Tagen haben wir uns daran gewöhnt, verpacken unser gesamtes Zeug grundsätzlich in wasserdichte Säcke und lassen uns von kurzen Regenschauern nicht vom Strand vertreiben, sondern nutzen die Zeit um z.B. zu duschen oder zu schwimmen.
Dieser dauernde Wechsel zwischen Regen und Sonne bringt etwas mit sich, das wir in dieser Häufigkeit noch nie erlebt haben: Regenbögen. Jeden Tag können wir mehrere davon beobachten, manche wirklich unglaublich deutlich. Für die Einheimischen hier anscheinend nichts Besonderes, die Pensionisten auf den Bänken schauen nicht mal mehr hin, und auch wir hören irgendwann mit dem Fotografieren auf.
Das Meer ist zwar relativ kühl, trotzdem lassen wir uns nicht davon abhalten und springen direkt von der SAILOR MOON ins Wasser, eine Premiere.
Heute Abend wird uns der Matti wieder verlassen, sein Flug geht morgen von Madrid. Mal sehen, wie wir ohne Hilfe mit den sprachlichen Schwierigkeiten zurechtkommen. Matti hat Spanisch in der Schule gelernt und wirft mit spanische Infinitiven nur so um sich, während Jaqueline nur einen kurzen Sprachkurs absolviert hat und ich absolut keine Ahnung habe. Trotzdem sind wir zuversichtlich, und sobald das Wetter es erlaubt, wollen wir eh weiter Richtung Portugal, wo man eine Sprache spricht, von der keiner von uns auch nur irgendetwas weiß.