Fast ein ganzes Jahr lang waren wir mit der SAILOR MOON ausschließlich zwischen Inseln unterwegs, jetzt haben wir mal wieder das Festland angesteuert: Wir sind in Kolumbien! Zum ersten Mal seit März 2015 (!!!) und unzähligen verschiedenen Ankerplätzen bugsieren wir unser Boot zur Abwechslung in eine Marina, was uns trotz einer gewissen Nervosität ohne Probleme gelingt.
Die Überfahrt hierher nach Santa Marta verläuft relativ unspektakulär. Um dem Dauerregen in Aruba zu entfliehen, erklären wir gemeinsam mit unseren mittlerweile eingetroffenen schweizer Freunden Franzi und Pesche von der PANDORA die nächsten paar Tage zum optimalen Wetterfenster und holen den Anker auf. Noch am Abend des ersten Tages überholt uns die viel größere und schnellere PANDORA, aber auch wir sind ganz gut unterwegs. Das Wetter hält, wir fangen und verspeisen einen Thunfisch und einen Mahi Mahi, und Willi akzeptiert problemlos, dass er im Seegang nicht alleine im Boot herumturnen darf. Kurz vor Santa Marta erwischt uns dann doch noch eine Gewitterböe von der Seite und die folgende Patenthalse führt leider zu ein paar Rissen in unserer altersschwachen Genua. Am letzten Tag ist der Wind dann weg und wir motoren zehn Stunden lang bis in die Marina. Für Willi (und auch für uns) dauert es ein bisschen zu lange, aber kurz vor Mitternacht machen wir die SAILOR MOON in der Marina fest und wir legen uns erstmal schlafen.
Am nächsten Morgen starten wir die langwierige Einklarierungsprozedur. Unsere Pässe müssen wir erstmal abgeben, der Zollbeamte wird möglicherweise auch irgendwann vorbeischauen, man ist hier sehr entspannt. Überhaupt ist unser erster Eindruck von Santa Marta und seinen Bewohnern durchwegs positiv: Die Stadt selbst hat bis auf eine kleine Altstadt nicht allzuviel zu bieten, dafür sind alle Leute mal wieder ausnahmslos freundlich und hilfsbereit. Wir finden viele günstige Bars und Restaurants, und auch auf der Straße kosten wir uns gleich am ersten Tag durch die vielen Mango-, Huhn-, Grill- oder Nudelstände. Das Preisniveau ist niedrig aber die Qualität gut, auch die Supermärkte sind gut sehr gut sortiert und die großen Einkaufszentren sehen sowieso überall auf der Welt gleich aus. Generell scheint zumindest in Santa Marta ein bisschen sowas wie Aufbruchsstimmung zu herrschen, überall wird gebaut, renoviert, gekauft oder sonst irgendwelche Geschäfte gemacht. Die Marina ist nagelneu, und auch wenn vielleicht nicht alles so ganz durchdacht ist (Stichwort: Fingerabdrucksensoren), besteht zumindest unserer Meinung nach das Potential, Santa Marta zum Standard-Zwischenstopp für Segler auf den Weg zum Panamakanal zu machen.
Die Umgebung von Santa Marta ist beeindruckend. Direkt hinter der Stadt beginnt die Sierra Nevada de Santa Marta, ein Gebirgszug mit über 5.700 Meter hohen Gipfeln. Auch wenn der Großteil davon fast immer von Wolken verhüllt ist, geben die dicht bewaldeten Berge rund um die Stadt ein interessantes Panorama ab. Auch die Strände von Santa Marta und El Rodadero können sich sehen lassen, viele Kolumbianer kommen genau deshalb hierher, um Urlaub zu machen.
An einem Samstag findet endlich der lange geplante Pokerabend auf der PANDORA statt. Es wird sehr aufregend: Tausende Pesos sind im Pot, und Jaqueline und Pesche liefern sich packende Heads-Up Duelle mit denkwürdigen Blättern, während Franzi und ich meist zum Zuschauen verdammt sind.
Mit Jaquelines Gewinn in der Tasche machen wir uns auf nach Cartagena, wo wir meinen Bruder Matti treffen werden, der dann für einige Zeit bei uns auf der SAILOR MON bleiben wird. Mit seiner Ankunft wird hoffentlich auch unser Kameraproblem gelöst, dann gibts endlich Fotos von Santa Marta, Cartagena und dem restlichen Kolumbien!
Hallo Ihr beiden, wieder ein toller lesenswerter Bericht von Eurer Reise. Besonders spannend ist für uns, dass Ihr in Gebieten segelt, die von vielen anderen Seglern gemieden werden, wie z.B. die ABC Inseln oder jetzt Kolumbien. Wenn Gott will, wir gesund und unser Schiff auf dem Wasser bleibt, wollen wir uns auch dort umsehen und die lnseln genießen. Kolumbien soll Dank des Friedensabkommens wieder stabil und eine Reise wert sein.
Ärgerlich, dass Eure Genua gelitten hat bei der Patenthalse. Hatten vor drei Jahren bei Madeira eine heftige. Der Gooseneck brach, aber Dank einer Sicherung durch Dyneema Leine wurde der Baum stabil gehalten. Erst zwei Monate später sahen wir beim Herunternehmen des Lazybags, dass der Baum einen ordentlichen Riss hatte, den man vorher nicht gesehen hatte.
Wir sind zur Zeit auf den Azoren, den zweiten Winter und Sommer. Schiff bekommt ein Refit nach 15 Jahren Leben an Bord verpasst.
Ganz liebe Grüße, besonders an den niedlichen kleinen Willi,
Heidi & Robert
süß der thunfisch.
die mastsprossen halten noch immer?