Jaqueline und Willi sind wieder “daheim” auf der SAILOR MOON! Nach sieben langen Wochen können wir uns am Flughafen von Grenada endlich wieder in die Arme schließen. Die beiden haben eine komplizierte Anreise hinter sich, aber Willi war während der Flüge zum Glück total entspannt und hat die Zeit mit Schlafen und Trinken verbracht. Eine sauteure Taxifahrt später sitzen wir auch schon mit einem Koffer, einer Reisetasche, einer Laptoptasche, einem Rucksack und noch ein paar anderen Dingen bepackt in unserem Schlauchboot und merken schnell, dass das Paddeln in Zukunft eine Herausforderung werden wird. Jaqueline hat Willi umgeschnallt und ist dadurch in ihrem Bewegungsradius stark eingeschränkt, ich sitze mit der Reisetasche auf dem Rücken und dem Koffer auf den Knien halb im Wasser – unser Dinghiboden ist leider trotz oftmaliger Reparaturversuche ein wenig undicht, daher darf alles, was trocken bleiben soll, den Boden nicht berühren. Als dann auch noch Wind aufkommt, natürlich genau von vorne, ist die Entscheidung gefallen: Wir brauchen einen Außenbordmotor! Neue sind hier unverhältnismäßig teuer, also falls jemand irgendwen kennt, dessen Freund einen Cousin hat, der gerade in der Karibik seinen alten Außenborder verkaufen will…
In Österreich verabschieden sich Willi und Jaqueline von Großeltern, Urgroßeltern, Onkeln, Tanten, Großonkeln, Großtanten, Großcousinen, Großcousins und sonstigen Freunden und Verwandten. Auch hier nochmal herzlichen Dank für die vielen großzügigen Abschiedsgeschenke! Jaqueline packt ihr ganzes Gepäck mehrmals um, damit sie das Freigepäck-Limit der Fluglinie nicht überschreitet, aber trotzdem alles mitnehmen kann, auch die paar Ersatzteile, die ich online noch schnell bestelle und per Express-Versand an ihre Adresse ins Burgenland liefern lasse. Am 25.02.2016 werden die beiden dann in aller Früh zum Flughafen gebracht und fliegen über Frankfurt in die Karibik.
Abgesehen von den leichten Transportschwierigkeiten im Beiboot leben sich Willi und Jaqueline wieder gut an Bord der SAILOR MOON ein. Jaqueline ist voller Tatendrang und würde am Liebsten gleich am ersten Tag die von mir kunstvoll verstauten Lebensmittel und sonstigen Dinge umräumen, neu beschriften oder umorganisieren, sie murmelt irgendwas von “Platzverschwendung”, “ausbaufähig” oder “Verbesserungspotential”, doch zum Glück kann ich sie ein bisschen bremsen. Schmalzi, Resa und ich haben uns wochenlang wohlgefühlt in unserem Chaos, und auf See lässt die Disziplin unweigerlich ein wenig nach…
Willi kämpft nur während der ersten Nacht mit dem Jetlag, ab drei Uhr Früh ist er (und natürlich auch seine Eltern) putzmunter, aber danach gewöhnt er sich schnell an den entspannten Insel-Alltag. Wir gehen meist kurz nach Sonnenuntergang so um sieben Uhr abends schlafen, und Willi schläft dann, von ein paar Trinkpausen abgesehen, bis etwa sechs Uhr Früh. Tagsüber will Willi vor allem eines tun: Busfahren! Um das zu verstehen, braucht man ein paar Informationen über das Bussystem in Grenada: Die “Busse” sind eigentlich Minivans, in die je nach Bauart zwischen 16 und 19 Fahrgäste reinpassen, notfalls auch auf einem Polster zwischen zwei Sitzen hockend. Die meisten werden privat betrieben, von einem Fahrer und seinem meist jugendlichen Kompagnon, dessen Aufgabe es ist, die Schiebetür auf- und zuzumachen und das Geld zu kassieren. Abgesehen von einem kleinen Aufkleber, der die Liniennummer zeigt, unterscheiden sich die Fahrzeuge optisch ebenso stark voneinander wie der Musikgeschmack der Fahrer, die Qualität der Soundanlage oder der Erhaltungszustand. Obligatorisch ist anscheinend nur ein Name auf der Windschutzscheibe, die Busse heißen hier Too much ah dem, My enemy is not necessary oder Humble they self. Es gibt Ultra-Pimpmobile mit getönten Scheiben, Alufelgen und Subwoofern, unauffällige alte Mitsubishi-Minivans mit Tapetenverkleidung im Innenraum, und letztens waren wir sogar mit einem Gospel-Fan unterwegs, sein Bus dekoriert mit christlichen Aufklebern… tagelang hatten wir noch “Gimme Jesus in the Mornin'” in den Ohren. Aufgrund der Musik beschränkt sich die Konversation im Inneren meist auf ein Minimum, vor allem die Türöffner/Kassierer sind Meister darin, sich mit lässigen Gesten und für uns unverständlichen Lauten auszudrücken. Will man einsteigen, braucht man eigentlich nur irgendwo an der Straße entlangzugehen, die Fahrer sind eifrig dabei, durch Winken oder Rufen neue Fahrgäste aufzugabeln. Auch wenn man kein Wort versteht, es bedeutet immer “willst du mitfahren”. Der Bus mag noch so voll aussehen, wenn er stehen bleibt, ist noch genug Platz. Busstationen gibt es zwar, aber wenn nicht gerade ein Polizeiauto danebensteht, kann man einsteigen, wo man will. Auch in Bezug auf die Route sind die Fahrer offen für Vorschläge, wenn alle Fahrgäste einverstanden sind, kann es da durchaus kurzfristige Änderungen oder Umwege von einer halben Stunde geben – man hat es nicht eilig in Grenada.
Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase kommen wir mit diesen System sehr gut zurecht, man kann für kleines Geld fast überall hinkommen, die Fahrt ist immer ein Erlebnis, und wir wundern uns oft, dass wir die einzigen Segler zu sein scheinen, die die Busse nutzen. Willi ist jedenfalls begeistert, je lauter die aktuellen Hip-Hop-Reggae-Jams auf Spitfire FM laufen, je voller und stickiger der Bus ist und je länger wir darin sitzen, desto besser schläft er. Diese ungewöhnliche Fähigkeit erlaubt uns, auch weiter entfernte Orte auf der Insel besuchen, zwei Stunden im Bus sind kein Problem. Dank Willi’s blauen Augen ist es ungewöhnlich leicht, mit Einheimischen oder anderen Seglern ins Gespräch zu kommen, und so bekommen wir viele Tips, was wir auf Grenada noch so unternehmen können. Durch andere Segler kommen wir auf die Jouvay Chocolate Factory, eine Initiative, die eine alte Zuckerrohrplantage in eine Schokoladenfabrik umgebaut hat und die zu 70% den Bauern von Grenada gehört. Vom Anbau der Kakaobohnen bis zur fertigen Schokoladentafel kann man hier alles live und in Action ansehen. Aufgrund seiner Körpergröße ist Schmalzi perfekt für die Kakaoernte geeignet, und folgerichtig darf er eine reife Frucht pflücken und knacken. Die Mitarbeiterin Rita zeigt uns die reifen Bohnen im Inneren, die von einer weißen, essbaren Schicht überzogen sind. Man kann die Bohne in den Mund nehmen, lutscht drauf herum und spuckt sie dann wieder aus. Mir schmeckt das nicht so wirklich, aber Jaqueline und Resa wollen von da an immer und überall Kakaofrüchte pflücken. Außerdem sehen wir, wie die Bohnen getrocknet, gemahlen und verarbeitet werden. Nachher verbringen wir noch eine Stunde an der Bar, probieren alle Chocolate Smoothies durch und kosten fleißig die unterschiedlichen Schokoladensorten.
Natürlich kommt aber auch der Strandurlaub nicht zu kurz, mehrmals packen wir die Badesachen ein und fahren die kurze Strecke zur anderen Inselseite, wo es wirklich traumhaft schöne Strände gibt. Willi liegt stundenlang friedlich auf seiner Decke, dazwischen nehmen wir ihn auch erstmals mit ins Salzwasser, was ihm augenscheinlich Spaß macht. Bei den Preisen hier lohnt es sich kaum, selbst zu kochen, wir holen uns oft einfach Essen von einem der vielen Stände am Straßenrand und lassen es uns mit Burgern und Rotis gut gehen. An Schmalzi und Resa’s vorletztem Urlaubstag besuchen wir noch einen der zahlreichen Gewürzgärten, wo wir Zimtrinde direkt vom Baum kosten und viele anderen Gewürze erstmals “live” in der Natur sehen können. Dann ist unsere gemeinsame Woche zu fünft auf der SAILOR MOON auch schon wieder um, und Resa und Schmalzi beginnen, ihre Sachen zusammenzusuchen. Wir hatten wirklich sechs super Wochen, meistens sehr relaxed, manchmal ein bisschen anstrengend, aber immer lustig. In der letzten Woche auf Grenada waren die beiden dann noch eine super Hilfe für uns, Wasser holen, Müll wegführen und viele andere Bootsaufgaben wären für uns drei alleine sicher viel schwerer zu erledigen gewesen, vom Paddeln mit dem Beiboot ganz zu schweigen…
Aber die beiden müssen sich ja auch um ihr eigenes Boot kümmern, und nach einem letzten Abend mit Bier und Rotis auf der SAILOR MOON brechen sie auf zum Flughafen, und wir sind erstmals zu dritt auf dem Boot. Wir werden sicher noch ein wenig in Grenada bleiben, bevor wir Richtung Norden aufbrechen, aber über eine genauere Route müssen wir uns erst selbst klar werden.
Wow, wie unfassbar toll!! Unser Johannes ist nun 8 Monate alt und ich bin froh zuhause alles irgendwie unter einen Hut zu kriegen – ich bewundere eure Abenteuerlust und die Portion Mut! Willi wird mal seeeehr stolz auf seine coolen Eltern sein. Die Fotos sind großartig. Danke, dass ihr uns teilhaben lässt – euer blog regt zum Träumen an. Liebe Grüße und alles Gute für eure einzigartige Reise!
Hallo ihr Drei!
Danke für den supertollen Bericht und die schönen Fotos!
Willi scheint ja wie für die Karibik geschaffen zu sein!
Wir freuen uns, dass es ihm so gut gefällt.
Viele Grüße von Erich, den Wolfgang gestern auf der Bootsmesse in Tulln getroffen hat.
Hallo Ihr Wessis,
super es ist geschafft und Ihr seid wieder vereint. Bin gespannt wie ein Flitzebogen wie es nun weitergeht.
Bei den Fotos habe ich gedacht… wow, das würde ich meinen beiden kleinen Prinzessinen auch gönnen wollen. Und dann aber auch sofort… oh jeh…ist der kleine Willi auch gut eingecremt und auf dem einen oder andere Foto war er schon ganz rot und dann zum Glück die Auflösung der bunte Sonnenschirm 😉
Ihr macht das super!!! Vielen Dank für die tollen Berichte und natürlich Bilder.
Alles Gute und fair winds
Andreas
Danke fuer die lieben wuensche ,anna und martin helfen mir eure schoenen fotos anzuschaueñ.
Wunderbar
Gruesse und kuesse oma