Im Februar 2015, als wir Jaquelines Schwangerschaft per Bluttest bestätigt bekommen, liegen wir mit unserem Boot gerade in der Marina von Mindelo auf Sao Vicente, einer der Kapverdischen Inseln. Trotzdem halten wir an unserem Plan fest, noch im Frühjahr über den Atlantik nach Brasilien zu segeln.
Unser Aufenthalt auf den Kap Verden dauert aufgrund einer langwierigen Reparatur an unserer Ruderanlage viel länger als geplant. Trotz der Arbeiten haben wir genug Zeit, um unsere Baby-Pläne in die Tat umzusetzen. Als das Boot dann endlich wieder abfahrbereit im Wasser liegt, ist Jaqueline im ersten Monat schwanger. Mit gehörigem Respekt vor den drei Wochen ohne Land, die vor uns liegen, legen wir bald darauf ab. Die ersten paar Tage fühlen wir uns wie immer ein bisschen matt, dann haben sich unsere Körper normalerweise an die Schaukelei auf See gewöhnt. Diesmal jedoch ist es anders: Die Schwangerschaft macht sich offensichtlich auch in diesem frühen Stadium schon bemerkbar, Jaqueline behält kaum eine Mahlzeit bei sich und fühlt sich nicht gut. Die restlichen zweieinhalb Wochen verlangen uns also einiges ab.
Auf der SAILOR MOON wird eisern Wache gegangen. Einer von uns ist immer im draußen und muss alle 15 Minuten nach anderen Schiffen Ausschau halten, auch nachts. Bisher konnten wir uns abwechseln; während einer schlafen konnte, war der andere im Cockpit und für Kurs und Segelstellung verantwortlich. Jaqueline ist jedoch den Großteil der Zeit außer Gefecht, nur mit äußerster Anstrengung kann sie mich für zwei, drei Stunden ablösen. Die Windstille und die damit verbundene Hitze in der Nähe des Äquators machen die Sache auch nicht besser. Als wir dann nach genau 21 Tagen auf See in Jacare/Brasilien ankommen, sind wir beide ziemlich geschafft. Jaquelines Übelkeit verschwindet zum Glück, sobald sie wieder festen Boden unter den Füßen hat. Die Gewöhnung an das tropisch-feuchte Klima dauert um einiges länger, aber nach einem Monat ist alles wieder in Ordnung.
Wir versuchen, so gut wie möglich den Regelungen des österreichischen Mutter-Kind-Passes zu folgen und alle empfohlenen Untersuchungen pünktlich durchzuführen. Im brasilianischen Nordosten jedoch spricht kaum jemand Englisch, und mit unseren mickrigen Portugiesischkenntnissen sind die Besuche in der Klinik jedesmal wieder spannend. Wir können aber beruhigt sein, dem Baby hat die Schaukelei auf See nicht geschadet, es scheint gesund zu sein und wächst und wächst.
Allerdings hat Jaqueline verständlicherweise nach den Atlantikerfahrungen keine Lust auf weiteres Segeln mit Baby im Bauch, und da wir uns als Europäer nur maximal drei Monate in Brasilien aufhalten dürfen, sehen wir nur eine Möglichkeit: Das Boot bleibt hier, und wir fliegen für die Geburt heim nach Österreich. Danach soll es sobald als möglich zu dritt zurück zur SAILOR MOON gehen.