Alderney hat es uns angetan. Eine Woche ankern wir in der Bucht von Braye Harbour, die Hafenmeister Mark und Nigel lachen nur noch, wenn ich wieder mal “verlängern” komme. Jeden Tag Afternoon Tea im Segelclub, dann abends Monty’s (eine Brauerei auf Guernsey) aus Pintgläsern, daran können wir uns gewöhnen. Allerdings werden die Tage immer kürzer und die Nächte kälter, es wird Herbst im Englischen Kanal. Als daher für einen Tag leichte Ostwinde angesagt sind, rüsten wir unsere Küche noch schnell mit echten englischen Pintgläsern aus und essen nochmal Burger und Fish and Chips im Hafenpub, dem Diver’s Inn, dann lichten wir den Anker und verlassen bei Hochwasser den Hafen von Alderney. Der angesagte Ostwind ist leider sehr schwach, deshalb motoren wir. Unterwegs machen wir erstmals Bekanntschaft mit einer richtig echten Atlantikdünung. Extrem flache, ca. einen Meter hohe Wellen mit langer Wellenlänge bewegen die SAILOR MOON sanft auf und ab. Man bemerkt es kaum, nur beim Blick auf den Horizont sieht man manchmal sehr weit und manchmal nur bis zum nächsten Wellenberg. Für uns mit unserer Mittelmeer- und Nordseeerfahrung etwas völlig Neues. Außerdem besuchen uns die ersten Atlantikdelfine, die neugierig ein Stück mit der SAILOR MOON mitschwimmen.
Am nächsten Tag laufen wir im Morgengrauen in L’Aber-Wrac’h ein, einer kleinen Marina in einer Flussmündung (bretonisch: Aber). Die Sonne scheint und es ist warm, auch der Hafen und der kleine Ort sind sehr nett, allerdings bleiben wir nur einen Tag, denn die Wetterprognose ist äußerst günstig für unsere nächste Etappe: Wir wollen über die Biskaya, direkt nach La Coruña in Spanien. Wir füllen daher unseren Dieseltank und unsere zwei Extrakanister, befreien die Schraube und das Ruder von Seegras, füllen unseren Wasservorrat auf und marschieren die paar Kilometer zum nächsten Supermarkt und kaufen reichlich Essen ein. Dann, am nächsten Tag um drei Uhr Nachmittag, lösen wir die Leinen und starten das Projekt Biskayaüberquerung.
Die Biskaya ist unter Seglern gefürchtet: Hauptwindrichtung ist wiedermal West, oft in Sturmstärke, und man hat dann kaum Möglichkeiten, in einen Hafen zu flüchten, da die Hafeneinfahrten an der französischen West- und spanischen Nordküste durch den hohen Seegang schnell unpassierbar werden. Außerdem steigt in der Biskaya der Meeresgrund in kurzer Zeit von 5 km auf 100 Meter an, was unangenehme Wellen verursacht. Trotzdem verdankt die Biskaya ihren schlechten Ruf wohl hauptsächlich früheren Zeiten, in denen Wetterprognosen unbekannt waren, die großen Segelschiffe nicht wirklich aufkreuzen konnten und daher wirklich oft an der Küste verlorengingen – die Seekarte verzeichnet jedenfalls sehr viele Wracks.
Für die nächste Woche sind aber leichte Winde aus östlichen Richtungen vorhergesagt, ein Tief, das einen Weststurm bringen könnte, ist nicht in Sicht. Trotzdem sind wir ein bisschen nervös, denn für uns und viele andere Segler aus Nordeuropa ist die Biskayaüberquerung die erste “richtige” Hochseeetappe.
Die Ausfahrt aus L’Aber-Wrac’h verläuft unproblematisch, keine 100 Meter nach der Hafenausfahrt setzen wir die Genua und segeln mit 4,5 Knoten die Flussmündung hinaus. Draußen nimmt der Wind ab, wir werden langsamer, aber mit unseren Dieselvorräten konnen wir maximal ein Drittel der Strecke motoren, deshalb bleibt der Motor aus. In der ersten Nacht zieht dichter Nebel auf, unsere Positionslichter im Masttopp können wir vom Cockpit aus nur mehr erahnen. Andere Schiffe sehen wir nicht, aber am Funk geht es wild zu, der Mann von Ushant Traffic hat einen harten Arbeitstag und morgen sicher keine Stimme mehr. Aber mit Hilfe des GPS halten wir uns außerhalb der Schifffahrtsrouten und segeln mit 1,5 Knoten und leichtem Gegenstrom um die Ile d’Ouessant herum. Sehen können wir sie allerdings nicht, und so werden die Felsen vor L’Aber-Wrac’h das letzte Land für die nächsten fünf Tagen bleiben.
Im Morgengrauen verzieht sich der Nebel und die Sonne kommt heraus. Für die nächsten zwei Tage bleibt das Wetter gut, nur der Wind ist schwach und wir sind dementsprechend langsam. Einmal starten wir sogar den Motor, allerdings nur für ein paar Stunden. Sonst tun wir nicht viel, liegen meist im Cockpit, lesen oder schlafen. In der Nacht wechseln wir uns im drei-Stunden-Rhythmus ab, einer schläft in der Achterkabine, der andere döst im Cockpit und muss alle 15 Minuten nach anderen Schiffen Ausschau halten. Wir begegnen aber nur einigen wenigen Segelbooten, die uns meist locker überholen. Häufig müssen wir allerdings die Segelstellung ändern, der Wind dreht oft und beim Aus- und Umbaumen der Genua komme ich ordentlich ins Schwitzen. In der dritten Nacht zieht dann eine Front durch, natürlich genau um drei Uhr Früh, und bringt uns um unseren Schlaf. Die Selbststeueranlage kann das Boot nicht mehr steuern, weil die Wellen ziemlich konfus sind, deshalb müssen wir im strömenden Regen im Cockpit sitzen und das Boot durch die Nacht steuern. Am Morgen verziehen sich aber die Wolken, und die Sonne kommt wieder heraus. Am Abend, wir sind noch 70 Seemeilen von der spanischen Küste entfernt, schläft der Wind ganz ein. Wir starten daher den Motor und motoren die letzte Nacht durch. Da die Selbststeueranlage nur unter Segel funktioniert, müssen wir ununterbrochen Ruder gehen, nach der durchwachten vorigen Nacht eine ziemlich anstrengende Sache. Um fünf Uhr Früh kommen erstmals Leuchtfeuer von der spanischen Küste in Sicht, im Morgengrauen können wir La Coruña erkennen. Wir haben es geschafft, die Biskaya ist bezwungen! Sie hat es uns aber auch nicht wirklich schwer gemacht, die Bedingungen waren ideal für Anfänger wie uns. Größtes Problem ist wohl der Schlafmangel, Jaqueline kämpft mit ihren Nachtwachen, und ich kann selbst bei leichten Schiffsbewegungen noch nicht wirklich schlafen, und untertags schon garnicht. Trotzdem sind wir sehr stolz, als wir um zehn am Vormittag in der Marina von La Coruña festmachen. Ca. 400 Seemeilen liegen hinter uns, fünf Tage und vier Nächte waren wir auf See, fernab von jedem Land. Neuer Rekord ist das sicherlich nicht, aber die SAILOR MOON ist eben auch kein Rennboot.
La Coruña gefällt uns auf Anhieb. Die Stadt hat zwar 250.000 Einwohner, wirkt aber trotzdem übersichtlich und einladend. Wir spazieren durch die Altstadt, wo sich Lokale, Restaurants und Bars abwechseln. Trotzdem ist jedes einzelne gut gefüllt, die Einwohner von La Coruña lieben es scheinbar, abends auszugehen. Außerdem gibt es in der Stadt wunderschöne Sandstrände, große, grüne Parks mit Palmen, und das Wetter spielt auch mit, wir fühlen uns absolut wohl, so haben wir uns den “Süden” vorgestellt.
Am Abend bekommen wir dann wieder Besuch, mein Bruder Matti hat im vollsten Vertrauen in unsere seglerischen Fähigkeiten schon kurz vor unserer Abfahrt in Frankreich einen Flug nach Madrid gebucht, das nenn ich mal spontan! Gemeinsam lassen wir uns es am Strand gutgehen, genießen Sangria (danke M & V!) und stoßen am Abend bei Schinkenplatte und Pommes auf die erfolgreiche Biskayaüberquerung an (danke M. Z.!). In einem Park beoabchten wir eine sehr interessante Sportart, die unserer Meinung nach dringend nach Österreich importiert gehört. Heute werde ich mich ein bisschen um den Motor kümmern, der Ölverbrauch war ungewöhnlich hoch in den letzten Tagen, da ist wohl irgendeine Dichtung kaputt oder so. Ansonsten werden wir wohl noch ein bisschen in La Coruña bleiben, die nächsten Ziele müssen erst geplant werden.
Hi ihr 2 Seeräuber 🙂 bzw holã
Sche das ma endli wida wos vo eich heat/liest. Wos ma so auf de fotos siagt geht’s eich guad. Es seits jo da Wahnsinn, wia weit das scho kema seits echt supi. Losst eich a bissl de Sun afs bauchal scheint denn bei uns is zurzeit nit soo aufregend, koit regnerisch.
Liebe grüße u bussis nina u daniel
Ein klassischer Don Simon, gibts da nichtmal in Spanien was anderes?
Müssts noch eine Woche bleiben, am 20. ist Deportivo – Real
Na, leider, die Sangiraauswahl is aeusserst beschraenkt…..
Warn eh scho beim Stadion, ueberall sind zettel wegen dem Match….billigstes Ticket: 80 EUR…