geschrieben von Mischa in Wien, Österreich · 10.06.2013 · Kommentar schreiben ·

Mit Ende April kündige ich meinen Zweit-Job bei einer Pharmafirma, um mich mehr auf mein Studium (und sonstigen Pläne) zu konzentrieren. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, den gesamten Mai in Varel auf dem Schiff zu verbringen und soviel wie möglich weiterzuarbeiten. Jaqueline nimmt sich Urlaub und wird nach drei Wochen nachkommen.

Ich beginne damit, das Schiff komplett zu entkernen. Unzählige Male klettere ich dabei die Leiter rauf und runter, beladen mit allen möglichen, teilweise schweren und unhandlichen Dingen.

Stuff ausgebaut

das war alles mal im Schiff

Innen inspiziere ich den Stahl und stoße dabei auf einige Roststellen. Vor allem mitschiffs, im Bereich der Stringer, dürfte lange Wasser gestanden haben und der Stahl sieht dementsprechend aus. Nach der Bearbeitung mit einem Pressluftnadler durchdringe ich an mehreren Stellen sogar den Rumpf. Der Kielbereich sieht dafür besser aus als erwartet.

Rost bei Seeventilen

Durchrostung im Bereich der WC-Ventile

Boden_alles_draussen

Kielbereich mit Wassertank

Doch wo kommt das Wasser her? Zu meinem Leidwesen bemerke ich, dass das Holzdeck nicht nur auf den Stahl aufgeklebt, sondern auch mit vielen Schrauben festgeschraubt ist. Die Schrauben liegen unter den Teakleisten und sind im Laufe der Zeit undicht geworden. Sanieren ist hier kaum möglich. Es hilft alles nichts, das Holzdeck muss runter, eine grausliche Arbeit, die mir eine Woche an Zeit kostet. Eigentlich hätte ich schon längst an der Inneneinrichtung werkeln wollen, als ich immer noch mit Brecheisen, Hammer und Stichsäge das Deck bearbeite. Das Ganze ist ein riesiges Massaker; keine von den schönen Holzleisten bleibt heil.

Holzdeck

das Vorschiff ist geschafft

Achterdeck

Eine Woche später beginnen wir damit, die unzähligen Löcher zuzuschweißen. Danach wird das Deck geschliffen und lackiert. Der Flugzeugträgerfarbton ist vielleicht gewöhnungsbedürftig, dafür aber ungemein praktisch.

das neu lackierte Deck, im angesagten Marinegrau gehalten

Auch am Rumpf geht es voran: Gemeinsam mit den Fachleuten vor Ort entscheiden wir, die rostigen Stahlplatten auf der Steuerbordseite großflächig auszutauschen. Dafür muss erst mal der alte Stahl herausgeschnitten werden. Mit der Flex gehen wir ans Werk. Zuerst ist es ein komisches Gefühl, doch mit der Zeit verliert man alle Hemmungen und flext Löcher in seinen Rumpf, dass es eine wahre Freude ist.

Wird das wieder dicht?

Inzwischen ist auch Jaqueline eingetroffen, und gemeinsam bringen wir unseren Rumpf wieder in eine halbwegs ansehnliche Form.

Jaqueline beim Begradigen der Schweißnähte

Jaqueline beim Begradigen der Schweißnähte

Bei all diesen Arbeiten haben wir zusätzlich das Problem, dass die Baustelle gleichzeitig auch unser Wohn-, Schlaf- und Essraum ist. In der Früh muss immer einiges weg- und am Abend wieder hergeräumt werden. Das kostet natürlich Zeit, und so kommt es, dass wir Anfang Juni ein unfertiges Schiff in der Werft stehenlassen müssen und im Zug Richtung Wien sitzen.

Gemütliche Koje oder Baustelle?




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