So einfach wollte uns die Nordsee dann doch nicht davonkommen lassen. Kurz bevor wir den englischen Kanal erreichen, zeigt sie uns schnell nochmal, warum sie unter Bootsleuten solchen Respekt genießt, und beschert uns eine letzte spannende Teilstrecke.
Bewusst wählen wir für den 140 Seemeilen langen Weg von Den Helder nach Zeebrugge in Belgien einen Tag mit ein bisschen stärkeren, nördlichen Winden, vom ewigen Motoren haben wir genug. Montag früh manövrieren wir uns mit einer am Vortag vorbereiteten Leine und einigen Schwierigkeiten aus dem Hafen von Den Helder und setzen bei frischen vier Windstärken sofort die Genua. Unser Bootshaken muss beim Ablegen leider dran glauben, aber wir haben zum Glück noch einen zweiten. Vor der Küste frischt der Wind auf und dreht auf Nordwest, das bedeutet er kommt genau von der Seite. Zunächst steuert uns unsere Windsteueranlage problemlos die Küste entlang, der Wind und die Wellen werden noch stärker und wir reffen die Genua. Die SAILOR MOON erweist sich als absolut seetüchtig, ihre Mannschaft ein bisschen weniger, wir sitzen in Decken eingepackt im Cockpit und tun nicht viel. Später am Nachmittag gibt es plötzlich einen Knall und unser Boot ändert seinen Kurs. Benjamin hat leider gegen unseren Rat keine Rohrstücke zur Aufhängung der Windsteueranlage angeschweißt, sondern Hydraulik-Schlauchschellen verwendet, und die erweisen sich als zu schwach und brechen. Im Seegang bergen wir das Hilfsruder, das zum Glück keinen Schaden genommen hat, und steuern von Hand weiter. Abends erreichen wir Europas größten Hafen, den Europort von Rotterdam. Pflichtbewusst melden wir uns über Funk an und benutzen die vorgeschlagene Route zur Querung der Einfahrt. Es sind zwar recht viele Großschiffe unterwegs bzw. liegen vor Anker, aber wir können immer gut ausweichen. Mit Einbruch der Dunkelheit wird der Wind noch etwas stärker, statt den angesagten drei bis vier Windstärken haben wir mindestens sechs, dazu hat sich eine äußerst unangenehme, steile und kurze Welle aufgebaut. Durch unseren Halbwindkurs kommen Wind und Welle genau von der Seite, wir werden ordentlich durchgeschüttelt und es zeigt sich sofort, wo unsere Inneneinrichtung noch verbesserungswürdig ist: Teilweise öffnen sich die Kastentüren, alle Teller fliegen durch die Gegend (bleiben aber ganz), von unseren sechs Sektgläsern zerbrechen vier und durch undichte Luken rinnt Wasser in die Bilge und sorgt zusammen mit dem dort verstauten, offenen Joghurt für eine grindig riechende Sauerei. Aber auch hier wieder ein großes Kompliment an meine Frau, trotz dem Chaos inklusive Scherben unter Deck sitzt sie waschelnass im Cockpit und steuert die SAILOR MOON durch die Nacht. Auch die vermeintlichen Flachstellen vor der Küste erweisen sich laut Seekarte als für uns ungefährlich und wir haben mittlerweile vollstes Vertrauen in unser Boot, das sich auch bei diesen Bedingungen gut und gefahrlos steuern lässt. Unsicher fühlen wir uns zu keiner Zeit. Als es Tag wird, segeln wir mit fast vollständig gereffter Genua und trotzem 5-6 Knoten Geschwindigkeit Richtung Zeebrugge. Die Ansteuerung dauert mal wieder ewig, ein neuer und nicht in unseren Karten verzeichneter Windpark zwingt uns noch zu einem Umweg, dann erreichen wir am Dienstag Nachmittag Belgien. Kurz machen wir noch ein bisschen Ordnung im Boot, dann fallen wir beide erschöpft in die Kojen.
Die nächsten Tage sind strahlend schön, Ma und Vicky sind auch schon da und gemeinsam fahren wir mit dem Bus nach Brugge und besichtigen die wirklich sehenswerte Altstadt. Außerdem erledigen wir einige notwendige Arbeiten am Boot, dichten zum Beispiel die Luken neu ab und montieren Gummibänder zum Befestigen der Kastentüren. Sonst erforschen wir Zeebrugge, Blankenberge und die belgischen Sandstrände.
Dann ist unser Kurzbesuch in Belgien auch schon wieder vorbei, am Freitag um sechs Uhr starten wir den Motor und segeln nach Dünkirchen in Frankreich weiter. Es wird ein super Segeltag mit gemütlichem Wind und moderaten Wellen, die 40 Meilen schaffen wir in 12 Stunden und machen kurz nach 18:00 im Port du Grand Large in Dunkerque fest. Unser Besuch muss sich zwar noch ein bisschen an die Schaukelei gewöhnen (doch gut, dass wir einen Kübel mithaben 🙂 ), fühlt sich aber auch sehr wohl an Bord.
In Dünkirchen erkunden wir natürlich auch die Stadt (und das französische Bier), und da am Boot mal ausnahmsweise nichts zu tun ist, kommen wir sogar zum Kartenspielen. Trotzdem wollen wir bald wieder weiter, Ma hat uns nämlich die Idee in den Kopf gesetzt, nach England zu segeln, das wäre doch quasi um die Ecke. Obwohl wir das eigentlich nicht vorhatten, legen wir schon am Sonntag Abend wieder in Dünkirchen ab und segeln Richtung Dover. Der Kanal ist hier nicht besonders breit, aber die Strömungen sind ziemlich stark und vor den 500 Großschiffen, die jeden Tag diese Meerenge passieren, haben wir einen Heidenrespekt. Bis auf die Tatsache, dass Jaqueline und ich uns anscheinend um 10 Seemeilen verrechnet haben und wir viel zu früh vor Calais ankommen, klappt alles perfekt. Zu viert können wir uns noch besser abwechseln, und so segeln Ma und Vicky das Boot für zwei Stunden zwischen zwei Tonnen hin und her, bis um ein Uhr Früh Jaqueline und ich übernehmen, weitere zwei Stunden totschlagen und dann um drei den Motor starten und die Straße von Dover queren. Es sind zwar viele Schiffe unterwegs, aber die Sicht ist gut, wir können allen leicht ausweichen und so kommen wir um halb sieben in England an. Hier herrscht unglaublicher Fährverkehr – Dover ist der wichtigste Fährhafen am Kanal – und dementsprechend genau nimmt es die Port Control mit den einlaufenden Yachten. Jede muss sich per Funk anmelden und bekommt genaue Instruktionen. Anscheinend halten wir uns nicht genau genug dran, oder die Hafenbehörde will uns die berühmten weißen Klippen ganz aus der Nähe zeigen, jedenfalls werden wir dreimal per Funk gerufen und ermahnt, Platz für die Fähre zu machen (“SAILOR MOON, keep to the north of the entrance…SAILOR MOON, more north…even more!”), bis wir die Kreidefelsen direkt vor der Nase haben. Als sich dann auch wirklich jeder am Funk unseren Schiffsnamen gemerkt hat, dürfen auch wir einlaufen und machen in der Marina fest.
Pünktlich mit unserer Ankuft in England verschlechtert sich das Wetter, es beginnt zu regnen und der Wind frischt auf, was mich zu einem Kommentar über “das Wetter auf dieser gottverdammten Insel” veranlasst, der Ma sehr begeistert. Natürlich spazieren wir durch Dover, eine Hafenstadt, die – so kommt es uns vor – schon bessere Zeiten gesehen hat. Trotzdem gefällt es uns sehr gut, auch die grauen Fährterminals und LKW-Verladestellen haben einen eigenen Charme, ebenso wie das Pub neben dem Hafen. Das von der Ferne äußerst interessant ausschauende Dover Castle müssen wir wegen den heftigen Eintrittspreisen (19 Pfund pro Person) leider auslassen, dafür machen wir uns es am Strand oder am Boot gemütlich. Für die nächsten Tage ist leider durchgehend westlicher Wind angesagt, das hindert uns daran, die englische Südküste weiter entlangzusegeln, deshalb werden wir morgen den Kanal zum zweiten Mal überqueren und planen eine Überfahrt zurück nach Frankreich.
Hallo!
Wir freuen uns, wieder einmal Genaueres von Euch zu lesen! Ihr seid ja super, habt nun schon good Old Great Britain erreicht!
Das Wetter scheint bei Euch fast beständiger zu sein, als hier bei uns; hier gibts derzeit recht häufig Gewitter.
Wir wünschen Euch eine gute Überfahrt über die Autobahn retour!
vy 73 Wolfgang
More north, Sir.
Captain, please!
BTW brauchen Sie einen Kübel 🙂
Liebe jaqui.
Wir wünschen dor alles gute zum GGeburtstag!! Lass dich vom Mischa bissl verwöhnen;) hoffen euch geht’s gut. Freuen uns wenn wir mal wieder wos lesen vo eich. Genießer deinen Tag. Wird sicher etwas ungewohnt sein da du ja nit daham bist aber is jo a mui wos aundas.
Bussi nina u Daniel
Liebe Nina, lieber Daniel!
Danke für die lieben Glückwünsche!!! Uhh ja, des hob i vor. Heit werd ois i entscheidn, des wiad klass. Hom a Spü kriagt, des wer ma bis zur Vergasung spün 😉
Sein derzeit in Frankreich und die Sun kommt a scho raus, es wird sicher a schener Tog wean.
Schickn eich gonz liebe Grüße aus Frankreich
Jaqueline
Hallo Jaqueline, zum heutigen Purzeltag alles Liebe von uns allen! Hoffe, du hast gefeiert und den Tag
genossen. Haben euren Beitrag gelesen. Na es geht ja ganz schön flott voran, jetzt kommt ihr dann in Länder
wo es sicher wärmer wird und ihr das Segeln bei Sonnenschein geniesen könnt.
Liebe Grüsse an deinen Mann, bleibt gesund und weiter so!
Bussi GERTI und Gerhard
Liebe grüße von uns, und alles Gute zum Geburtstag ,Jacqueline♥♥♥♥♥♥♥♥♥